30 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod fasziniert der James Dean der
Weltrevolution mehr denn je. Alte Kampfgefährten erinnern sich an
den Mann, der ihnen heute noch im Traum erscheint.
(Quelle: Hans-Hermann Klare, Oktober 1997)
Er war schon eine Legende, als er noch lebte. Und er wußte
es. Er war gerade dreißig, da erschien die erste Hymne eines kubanischen
Autoren über ihn. Sie trug schlicht seinen Namen: Che Guevara. Er
war kaum 32, da erklärte ihn Jean-Paul Sartre zum "vollkommensten
Menschen unserer Zeit". Ein junger Mitstreiter sagte verzückt: "Er
hatte diese körperliche Präsenz. Diese weiße Haut, das
kastanienbraune Haar. Ihn zu treffen war wie eine Vision".
Und Guevara
selbst, gerade 39 Jahre alt, drückte einem Companero nach der Einnahme
des bolivianischen Nestes Samaipata einen Fotoapparat in die Hand, schwang
sich aufs Pferd, reckte eine Machete in den Himmel und rief sich aus zum
"zweiten Bolivar".
Ernesto Guevara de la Serna, von den Kubanern liebevoll "Che" getauft
nach dem argentinischen Ausruf für "hey, du", lebte sein Image bis
zum letzten Atemzug.
"Er sah seinem Tod mit Mut und Würde in die Augen", erinnert
sich selbst der CIA-Agent Felix Rodriguez voller Respekt an den Moment,
als er Che Guevara die Nachricht überbrachte, daß seine Exekution
unwiderruflich war.
Ches letzte Worte waren für die Nachwelt bestimmt: "Sagt Fidel,
daß er schon bald eine triumphale Revolution in Amerika erleben wird.
Und erzählt meiner Frau, daß sie wieder heiraten und glücklich
werden soll". Und doch hätte sich dieser Visionär der Befreiung
Lateinamerikas, dieser Romantiker der Revolution wohl kaum vorstellen können,
was 30 Jahre nach seinem Tod aus ihm geworden ist.
Mehrere Spiel-
und Fernsehfilme sind abgedreht, rechtzeitig zum 9. Oktober, dem Tag seiner
Exekution. Neue Che-Biographien erklimmen in Lateinamerika die Bestsellerlisten.
Der Skihersteller Fischer druckt das Che-Konterfei auf seine Bretter und
nennt sie "Revolution". Die kubanische Regierung bemüht sich um die
Restauflage der Swatch-Uhr mit dem Che-Bildnis. Hunderte Websites verehren
den asthmatischen Argentinier. Ungezählte T-Shirts gehen weltweit
über den Ladentisch: Che mit Zigarre, Che mit nackter Brust, Che mit
Sprüchen wie "Lieber aufrecht sterben als auf Knien leben".
Ende der sechziger Jahre war Che schon einmal das linke Idol zur
rechten Zeit gewesen: der Posterboy einer Generation, die von der Anarchie
träumte und als Beamter endete. Er war die Symbiose aus Marx und Motorrad
für die Enttäuschten der ersten Welt. Und der Messias mit den
sanften Augen für die Beladenen der dritten Welt.
Auf einmal ist Che wieder da. Und keiner feiert dieses Comeback
größer als sein alter Kampfgefährte Fidel Castro. Im Juli
(1997) hat er die nach langer Suche entdeckten Knochen Ches von Bolivien
nach Kuba schaffen lassen. Auf dem Platz der Revolution in Havanna werden
nun Millionen zum Gedenken an dem einen Meter langen Sarg mit den Gebeinen
vorbeidefiilieren und Kerzen anzünden. Jede Flamme ein kleines Licht
für den Sozialismus in einer Welt des finsteren Kapitalismus. Jede
Träne ein Labsal für die Revolution, die im 39. Jahr unter den
Touristen-Dollars zu verdörren droht.
Wenn Che Guevaras
sterbliche Reste danach auf der Ladefläche eines Armeejeeps ihre letzte
Fahrt von Havanna nach Santa Clara antreten, werden Hunderttausende an
der Straße stehen. (Bild: Raúl, Fidel,
Che´s Tochter, bei der Ehrung, Okt. 1997) Millionen können
am Fernseher verfolgen, wie der Rebellenführer mit fünf Genossen
unter einer zwölf Meter hohen Statue Ches in einem Mausoleum beigesetzt
wird. Was den Briten die Beerdigung von Lady Di, ist diese Zeremonie den
Kubanern-und noch ein bißchen mehr. Denn was ist eine schöne
Prinzessin mit Helfer-Syndrom gegen einen James Dean der Weltrevolution?
Schon die Jugend- und Wanderjahre Ernesto Guevaras gäben genug
Stoff für einen Hollywoodfilm her. Geboren am 14. Mai 1928 in eine
großbürgerlich-aristokratische Familie, die bessere Zeiten gesehen
hatte, änderte die Mutter Rosario Celia Guevara das Datum auf Juni
um und informierte die Verwandschaft im fernen Buenos Aires verspätet
von der "vorzeitigen Niederkunft" des Statthalters. Und den besseren Kreisen
im tropischen Bundesstaat Misiones wurde Ernesto als Sieben-Monats-Kind
präsentiert, nicht als Produkt einer unziemlichen vorehelichen Leidenschaft.
Der amerikanische Journalist Jon Lee Anderson hat in der vollständigsten
und besten Che -Biographie (Jon Lee Anderson, "Che") dieser argentinischen
Gesellschaft nachgeprüft und Ernesto Guevara als Produkt wie als Enfant
terrible dieses konservativen Klüngels beschrieben. Beim Fußball
gab es stets zwei Mannschaften: die Gottgläubigen und die Atheisten.
Ernesto junior spielte natürlich in der kleineren Mannschaft der Gottlosen
und verlor. Bei Tisch im Hause von Freunden oder Verehrerinnen saß
er am liebsten in Nylon-Hemden, die vor Dreck strotzten. Und seine Lehrer
ärgerte er gern, indem er während des Unterrichts Dr. Andreus
Anti-Asthma-Zigaretten rauchte.
Denn das war
die andere Konstante in Che Guevaras Leben: jene Luftnot, die seine Eltern
zum Umzug in die Höhenluft von Cordoba zwang, die ihn über Monate
mit den Büchern von Jules Verne und Sigmund Freud, von Charles Baudelaire
und Karl Marx ans Bett fesselte und die ihn beim ersten Sex mit dem schwarzen
Dienstmädchen zum Inhalator greifen ließ. Ernesto Guevaras Entschluß,
Medizin zu studieren, war darum von dem Wunsch beseelt, eine Therapie gegen
Asthma zu finden.
Bald darauf begannen die Wanderjahre des jungen Doktors. Statt Leichenteile
per Omnibus aus der Anatomie nach Hause zu schleppen, setzte er nun seine
Studien am lebenden Objekt fort. Per Motorrad, auf Lastwagen oder als blinder
Passagiertrieb es ihn bis Mexiko hinauf. Mal kam er in einem Leprosorium
unter, mal bei feinen Mädchen, die dem verdreckten Charmeur nicht
widerstehen konnten.
Diese Reisen zwischen 1952 und 1955 schärften Guevaras Blick
für die Armut Lateinamerikas und legten den Keim für seine spätere
Überzeugung, daß alle Latinos "eine einzige Mestizo-Rasse" darstellten.
Deren großer Feind waren nicht mehr die Spanier, sondern die Yankees.
1954 erlebte Guevara, wie eine gemäßigt linke Regierung
in Guatemala durch einen Militärputsch gestürzt wurde, mit Hilfe
der CIA. Monate Asyl zwischen Kommunisten und Gewerkschaftern in der argentinischen
Botschaft machten aus Ernesto Guevara endgültig einen Verehrer von
Marx und Mao.
Aus Guatemala gelang ihm schließlich die Flucht nach Mexiko.
Dort traf er den Revolutionär Fidel Castro, einen Jesuiten-Schüler
aus wohlhabender Landbesitzer-Familie auf Kuba. Es war ein Essen, das den
Verlauf seines Lebens verändern sollte. Denn am Ende des Abends lud
Castro den 27jährigen Argentinier ein, sich seiner Guerilla-Bewegung
anzuschließen.
Aus dem Doktor
war bald ein Dogmatiker des bewaffneten Umsturzes geworden. Aus dem Allergie-Experten
ein Chirurg des Krieges, der fest davon überzeugt war, daß man
tief ins Gesunde hineinschneiden mußte, wollte man den metastasierenden
Kapitalismus ausrotten. Che stürzte sich ins Waffentraining.
Immer wieder versuchte er, die gut fünftausend Meter hohen
Vulkane bei Mexico City zu besteigen (Bild),
um zu beweisen, daß ein Asthmatiker kein schwachbrüstiger Guerillero
zu sein brauchte.
Am 2. Dezember 1956 landeten Che Guevara, Fidel Castro und 80 weitere
Genossen im Südosten Kubas. Doch die Invasion zum Sturz des Batista-Regimes
drohte zu scheitern, noch bevor sie begonnen hatte. Gestrandet auf einer
Sandbank, von Soldaten entdeckt, wurde die Truppe binnen weniger Tage nahezu
aufgerieben.
Zwölf Guerilleros blieben nach offizieller kubanischer Lesart
übrig-eine biblische Zahl. Wahrscheinlich waren es 22 Männer.
In dieser ersten Phase der kubanischen Revolution traf eine Kugel
Che Guevara am Nacken. Statt mit dem Schlachtruf "Sieg oder Tod" an den
Lippen bis zur letzten Patrone zu kämpfen, bemächtigte sich eine
eigenartige Gelassenheit des jungen Rebellen. Che lehnte sich im Gebüsch
zurück und wartete fast neugierig auf das Ende. Ein Fatalismus, über
den Fidel Castro Jahre später sagte: "Che war tollkühn. Er suchte
die Begegnung mit dem Tod".
Für die armen Bauern, die sich bald der Revolution anschlossen,
blieb Che Guevara stets ein verwegener Comandante, respektiert, gefürchtet
und immer ein wenig aus einer anderen Welt. "Che war ein Fremder für
uns", erinnert sich Dariel Alarcon Ramirez. Mit 16 stieß er zur Guerilla.
Jahre später sollte er zu den drei Überlebenden des letzten Kampfes
unter Che in Bolivien gehören.
"Che sprach
eigenartig, als Argentinier und Gebildeter. Wenn es Brot gab, teilte er
mit allen. Wenn einer verletzt war, half Che ihm sofort, ohne sich um die
umherfliegenden Kugeln zu kümmern. Wenn einer einen Fehler machte,
nahm er ihn sich zur Brust. Wir Analphabeten, die keinerlei Ideologie besaßen,
applaudierten ihm für seine konsequente Haltung. Und daß so
einer uns helfen wollte, obwohl er nicht mal Kubaner war, machte ihn zu
einer Art Übermensch."
Nur zwei Jahre später zog Che an der Spitze seiner Truppen
in die kubanische Hauptstadt ein. Der Diktator war geschlagen, die Revolution
hatte gesiegt. "Damals begann ein aufregendes Experiment", erinnert sich
der 67jährige Enrique Oltuski an jene Zeit, als er zusammen mit Che
in die Regierung eintrat. "Die meisten Fachleute waren ja geflohen. Wir
hatten keine Ahnung, wie man ein Ministerium leitet oder ein Wirtschaftssystem
reformiert".
Noch heute hebt der kubanische Vizeminister für Fischerei seine
Stimme und seine Augen strahlen, wenn er davon erzählt, wie er sich
nächtelang mit Che und anderen Genossen über marxistische Lehrbücher
und die Planwirtschaften Osteuropas stritt. Che entwarf seine Vision vom
"neuen Menschen", der materiellen Gütern und Individualismus abschwört
und sein ganzes Leben in den Dienst der Weltrevolution stellt. "Wir wußten,
daß wir die drei größten Probleme einer Dritt-Welt-Gesellschaft
zu lösen hatten, wollten wir das Volk auf unserer Seite halten: den
Hunger, die Gesundheit und die Ausbildung", sagt Oltuski mit Blick auf
eine Landkarte der tausend Kilometer langen gebirgigen Insel, als wolle
er die Dimension der Herausforderung noch einmal vor Augen führen.
Doch Programme allein genügten nicht zur Festigung des rechten
Glaubens. Che Guevara diente in jenen Monaten auch als erster Scharfrichter
der Revolution. Er führte die Oberaufsicht über die Hinrichtungen
von Verrätern und von Schergen des gestürzten Regimes. Seine
Entscheidungen waren nur von der Aktenlage bestimmt. So wie er schon während
des Marsches auf Havanna keinen Augenblick gezögert hatte, einen Deserteur
zu exekutieren, der den vom Asthma bewegungslos gewordenen Comandante Monate
zuvor durch den Dschungel geschleppt hatte.
Sechs Jahre
lebte Che Guevara in Havanna als Präsident der Staatsbank, als Minister,
als Familienvater. Aus dem schlanken Revolutionär wurde ein vollschlanker
Funktionär. Doch das Leben der gepflegten Banketts und des gesetzten
Benehmens ödete ihn zusehends an.
Auf Staatsbesuch in Indonesien beendete er eine stundenlange Tour
Präsident Sukarnos durch dessen Gemäldesammlung mit der Bemerkung:
"Also gut, Herr Sukarno, während dieses gesamten Rundgangs haben wir
noch immer nicht die kleine Russin zu sehen gekriegt, die als das beste
Stück in ihrer privaten Sammlung gilt". Und einen hohen russischen
Funktionär, der sein feinstes Porzellan in Moskau aufgetragen hatte,
beschied er: "Das Proletariat nimmt also seine Speisen von diesem französischen
Geschirr zu sich?".
So erschien es Che Guevara wie eine Erlösung, als er zusammen
mit anderen Guerilleros 1965 in den Kongo aufbrechen durfte, um der linken
Rebellenbewegung um Laurent Kabila beizustehen. Im Jahr drauf kehrte er
heim, an der Spitze einer gescheiterten Truppe.
"Dennoch habe ich Che nie zufriedener gesehen, als in den Monaten
zwischen seiner Rückkehr aus dem Kongo und seiner Abreise nach Bolivien",
sagt Orlando Borrego. Er gehörte zu den wenigen, die vom Ches geheimen
Aufenthalt auf Kuba erfahren durften. "Es war klar, daß Che einen
neuen Krieg starten wollte. Das belebte ihn wie einen Jungen, dem man ein
neues großartiges Spielzeug gegeben hatte".
Der 61jährige zieht tief an seiner Zigarette, wenn er erzählt,
wie Castro und Che es ablehnten, ihn aus seiner Verantwortung als Minister
für die Zuckerindustrie zu entlassen. "Es mag absurd klingen, wenn
ich heute in diesem Büro mit Klimaanlage sitze und sage, ich hätte
alles darum gegeben, nach Bolivien zu gehen. Aber ich wäre lieber
an Ches Seite gestorben, als hier auszuharren".
Das letzte Jahr
im Leben des Che Guevara hatte begonnen. Am Anfang stand seine Odyssee
über die Kontinente, um die letzten Spuren des Mannes zu verwischen,
der als biederer Handelsreisender (Bild) mit
Brille, Halbglatze und uruguayischem Paß am 3. November 1966 in La
Paz landete. Seine Tarnung war so perfekt, daß nicht mal seine
fünfjährige Tochter Aleida den Fremden erkannt hatte, der kurz
vor der Abreise zum Essen erschienen war. "Ich glaube, der Mann liebt mich",
rief sie, als er sie auf den Schoß nahm und floh in die Arme der
Mutter.
Che glaubte, einen Bürgerkrieg vom Zaun brechen zu können,
in den die USA schließlich hineingezogen und besiegt werden würden.
Er träumte von "zwei, drei, viele Vietnams" und hoffte auf jenes Stahlgewitter,
an dessen Ende der "neue Mensch" obsiegen würde. Tatsächlich
wurde sein Aufbruch in eine bessere Welt zur Expedition eines grandiosen
Versagens.
Von Bauern verpfiffen, weil sie die Fremdlinge für Drogenhändler
hielten, von Soldaten verfolgt, irrte die bärtige Truppe von 44 Männern
und einer Frau zwischen Hochland und Dschungel hin und her. Auf der Suche
nach Essen, nach Wasser, nach vermißten Genossen, nach Waffen und
Munition. Die bolivianischen Kommunisten aus der Stadt distanzierten sich
schnell von ihnen. Der Funkkontakt mit Kuba riß irgendwann ab. Die
Bauern wunderten sich, daß die Rebellen Geflügel und Gemüse
stets mit großen Geldscheinen bezahlten. Wer konnte, floh in die
Büsche, sobald sie auftauchten.
"Der einzige Bauer, der sich uns anschloß, war Paulino. Er
litt an Tuberkulose, hatte noch zwei Jahre zu leben und hoffte, so wenigstens
etwas von der Welt zu sehen", erinnert sich Alarcon (Ramirez). "Der zweite
war ein Hund, der hungerte. Aber selbst der suchte bei La Higuera das Weite".
Jenes Dorf
von 50 Hütten sollte der letzte Ort sein, den Che Guevara zu sehen
bekam. Am 7. Oktober 1967 trafen die Rebellen einen Kilometer außerhalb
auf eine alte Frau (Bild: Cabrita, die Tochter,
1997). "Wir gaben ihr 50 Pesos mit dem Hinweis, kein Wort zu
sagen, aber mit wenig Hoffnung, daß sie ihr Versprechen einhält",
schrieb Che in sein Tagebuch. Es war der letzte Eintrag.
Am Morgen des nächsten Tages feuerten Soldaten auf ihn. Ches
Karabiner wurde bei dem Schußwechsel zerstört. Eine Kugel traf
ihn in die linke Wade. Mit einem anderen Guerillero wurde er gefangengenommen
und in die Schule von La Higuera gebracht.
In seinen letzten Tagen schien Che Guevara merkwürdig entrückt.
Bei hellichtem Tage in eine Schlucht ohne Ausgang zu marschieren, im Bewußtsein,
daß die Denunzianten schneller liefen als die Guerilleros-das war
tollkühn und selbstmörderisch. Wieder zeigte er jenen Fatalismus,
mit dem er ein Jahr zuvor in den Krieg gezogen war. In einem Brief an seine
Eltern stand, daß er "seine Rosinante besteigen" wolle-eine Anspielung
auf das Pferd im berühmtesten Roman Spaniens: Don Quichotte. Und in
seinem Tagebuch hatte er darüber sinniert, ob seine Zukunft als Guerillero
schon hinter ihm lag.
Am Morgen des 9. Oktober landete ein Armee-Hubschrauber in La Higuera.
An Bord befand sich ein 26jähriger Exilkubaner in der Uniform eines
Majors der bolivianischen Armee. Es war der CIA-Agent Felix Rodriguez.
Längere Zeit redete er mit Che Guevara, der gefesselt auf dem Boden
lag. Dann fotografierte er mit seiner Minox dessen Tagebuch. "Es war ein
besonderer Augenblick in meiner Karriere", sagt ein untersetzter Rodriguez
dreißig Jahre später in seinem Haus bei Miami. "Darum habe ich
Che Guevara auch gebeten, mit mir für ein Foto vor die Tür zu
treten. In diesem Moment dachte er wohl, er käme doch noch mit dem
Leben davon. Denn ein Bild des lebenden Che würde es unmöglich
machen zu behaupten, er sei im Kampf gefallen".
Diese Stunden am Morgen des 9. Oktober sollten auch Rodriguez ein
wenig unsterblich machen. Das ahnte er damals bereits. Glaubt man seiner
Schilderung, empfand er längst keinen Haß mehr auf den Rebellen.
In den letzten Stunden haben die beiden angeblich noch eine Männerfreundschaft
geschlossen. Zugleich sorgte Rodriguez dafür, daß sein Foto
das einzige dieses Tages blieb. Als ein Bolivianer ihn bat, noch ein Bild
zu machen, stellte er die Kamera so ein, daß die Aufnahme mißlang.
Kurz darauf
trat der angetrunkene Feldwebel Mario Teran in den niedrigen Schulraum
in La Higuera. Mit einer geliehenen Maschinenpistole schoß er auf
Che Guevara. Er folgte den Anweisungen von Rodriguez, nicht auf den Kopf
zu zielen. Es sollte wie ein Tod auf dem Schlachtfeld aussehen. Che brach
zusammen. Er biß sich in den Arm, um nicht aufzuschreien. Eine zweite
Salve durchschlug den Brustkorb (Bild: Der Platz
wo Che aufgebahrt wurde, 1997).
Um 13 Uhr 10 war Che Guevara tot.
Dieses Dokument ist ein
Bestandteil der Seite Mythos Che!
©1997-2002