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Che Guevara   ||   Über Kuba   ||   Und vieles mehr ...

 

Das Nationalgetränk Kubas: Der Mojito!

 

Salut, Companeras und Companeros!
Der Ursprung dieser Seite liegt eigentlich in der kubanischen Stadt Cienfuegos. Dort mußte ich am Abend des 19. März 1999, während unserer Kuba-Reise, Celia in unpässlichem und wenig revolutionärem Zustand durch die Stadt tragen! Leider waren gerade an diesem Abend die Batterien meiner Pocket-Kamera leer, so daß diese Geschichte nur durch mündliche Überlieferung weitergegeben werden kann. Doch der Genießer schweigt................
Der Grund lag in Fidel Castros letzter Waffe im Tresenkampf gegen den kapitalistischen Cocktail: der Mojito, ein eiskalter Drink für revolutionäre Minimalisten!

MINZEREMOS


Manche werden es nie begreifen. Graham Greenes Mr. Humpelnicker zum Beispiel.  Humpelnicker haßt Cocktails.  Die Dekoration macht ihn ratlos, der Geschmack ist ihm ein Greuel. "Schütten Sie das Zeug weg, und trinken Sie Scotch", ruft er, und sein Gegenüber schweigt.
Einen lauwarmen Whiskey in einer schwülen Sommernacht - das vertragen nur englische Agenten. Normale Menschen suchen in solchen Nächten Exotik, Gefahr und eiskalten Genuß. All das spricht für einen Mojito. Rum, Zucker, Limettensaft, frische Minze, das Ganze auf "crushed ice" mit einem Schuß Soda. Der Mojito, ein klassischer kubanischer Drink, gilt als das Getränk der Saison. Nicht einfach irgend etwas, das man eben trinkt, weil man gerade keine Lust auf das sahnesüße Schwappen einer Pina Colada hat. Ein Mojito, so jubelte neulich ein Berliner Barkeeper, sei eine ganze Lebenshaltung. Das mag Unsinn sein, aber die Leute scheinen es zu glauben. Jedenfalls können die Barkeeper gar nicht genug Minze anbauen, um den Bedarf an Mojito zu decken. Und das hat seine Gründe.
 Schon die minimalistische Dekoration des Mojito, Minzestengel und Limettenscheibe, ist ein Versprechen: ein ganzes, auf Bechergröße zusammengedrücktes Antillenparadies. Wer keinen Sinn hat für den metaphorischen Hintersinn des Dekors, wartet einfach bis zum dritten Mojito. Spätestens dann verwandelt sich die Limettenscheibe am Rand zu einer untergehenden kubanischen Sonne, der kleine Minzstengel zur Palme. Nur Banausen pfeffern ihn in den Aschenbecher.
Dabei hängen Wohl und Wehe eines Mojito gerade von der Minze ab. Wird sie nur leicht angerauht, wie in der Bar "Los Dos Hermanos" im Hafen von Havanna, gibt sie dem Rum einen Hauch von Frische; wird sie grob zerstückelt, schmeckt das Ganze schnell nach Zahnputzwasser.
Trotz dezenter Dekoration: Der Mojito ist ein Drink, kein Cocktail. Und damit auch ein Stück Widerstandskultur. Gegen die klebrigsüßen Sommercocktails, gegen die ananasbunte Bacardi-Welt.
Man kennt den Ärger - da wurden lange von gutmeinenden Barkeepern Triumphbögen aus Mangoscheiben und Cocktailkirschen und Ananasachteln und Limettenspiralen an den Rand des Glases geklebt, und beim geringsten Versuch, das Gebilde in Richtung Mund zu bewegen, klatschte die Fruchtpyramide auf die Hose. Ein Desaster.
Der Mojito setzt ein Zeichen gegen die unerträgliche Süßigkeit dem Seins. Denn spätestens seit in den Kellerbars von Hittfeld und Feldafing exotische Starlets für nachblondierte Schlagerbarden den ganzen Kühlschrank zu einer Colada-Brühe zusammenrühren müssen, die Exotik und Erotik versprühen soll - spätestens seitdem predigen die harten Jungs an der Bar die Lust am Reinen und wenden sich ab von den ganzen süßen Schweinereien. Statt dessen tranken sie Caipirinha, portugiesisch für Bauerngetränk, dem Vorgänger des Mojito.
Doch seit in den vergangenen Jahren die Kuba-Welle Cohiba-Zigarren und die Musik des "Buena Vista Social Club" nach Europa spülte, ist nun die Zeit reif für den Mojito, der so frisch ist und rauh und herb wie Kuba, dem letzten revolutionären Abenteuer in der westlichen Welt. Ein Drink auch für die Leute, die dem Barkeeper schon auf der Türschwelle gerne ein lautes "Cuba libre!" entgegenrufen und so schon in der Bestellung revolutionäre Gesinnung und Lust am sinnlichen Genuß zum Ausdruck bringen.
Auch der echte Mojito hat die Revolution in sich. Vorausgesetzt, der Barkeeper nimmt "Havana-Club". den einzigen kubanischen Rum aus der kommunistischen Zentraldestille von Havanna. Dagegen wäre es ein unverzeihlicher Stilbruch, den Mojito mit Bacardi anzurühren. Schließlich waren die Bacardis, einst Kubas führende Rum-Familie, 1959 nach der Revolution schnell ins kapitalistische Puerto Rico ausgewichen, um ihre Dollars ins Trockene zu bringen.
Dazu braucht der echte Mojito braunen kubanischen Zucker, gerne auch "linker Zucker" genannt. Womit er deutlich vom persilweißen Süßstoff der Bourgenisie unterschieden war. Der braune Zucker ist ein Muß - nur im Münchner ,Schumann's" berichtet Olliplog.de, rührt man Puderzucker in den Mojito.
Daß nichts über einen klassischen harten Drink mit viel Rum und ohne dekorativen Firlefanz geht, das wußte schon Ernest Hemingway, den sie in Havanna nur liebevoll Papa nannten. Papa war nach dem Ersten Weltkrieg mit der ganzen Lost Generation vor der Prohibition nach Paris geflohen und hatte dort viel Spaß, bis irgendwann Typen wie der dominikanische Playboy Porfirio Rubirosa in der Kneipe neben ihm saßen.
Auch Porfirio war zu Hause abgehauen, vielleicht, weil er mal wieder auf der Flucht war vor den Killerkommandos seines ersten Schwiegervaters, des dominikanischen Diktators Trujillo, der dem treulosen Hasardeur alles Übel der Welt an den Hals wünschte. Und während er an französischen Bars auf seine Killer wartete, verführte der sagenumwobene Latin Lover mit dunklen Blicken und süßen Cocktails nacheinander Zsa- Zsa Gabor, Ava Gardner, Joan Crawford, Jayne Mansfield, Marilyn Monroe, Evita Peron und Tina Onassis.
Das war zuviel für Hemingway. Er haute ab, durch die Wälder und über den Teich, floh vor den fruchtsaftigen Vergnügungen der Europäer nach Havanna. Dort saß er dann lange tropische Sommernächte in der mondänen Bodeguita del Medio unter dem asthmatischen Ventilator, rauchte eine Monte Cristo "A" und verschwand im Paradies besinnungsloser Trunkenheit. Schrieb über harte Jungs und harte Drinks, träumte von einer besseren Welt und starrte in sein Lieblingsgetränk. Es war ein Mojito.
 
Dieses Dokument ist ein Bestandteil der Seite Mythos Che!
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